Heute bekam
Tilda Besuch von ihrer Freundin Elise. Die Schildkröte Elise
wohnte am Flussufer gegenüber. Oft konnten sie sich nicht
sehen, denn Elise hatte immer einiges zu tun. Sie hatte eine
sehr schöne Stimme, deshalb sang sie in einem Schildkröten-Kinderchor. Doch heute hatte sie Zeit und sie
trafen sich am Flussufer. Tilda holte ihre Freundin an einer
ganz bestimmten Stelle am Fluss ab. Elise war auch eine gute
Schwimmerin. Sie schwamm quer durch den ganzen Fluss, um Tilda
zu besuchen. Vom Wasser aus, winkte sie ihrer Freundin schon zu.
Es war eine herzliche Begrüßung, und sie freuten sich über den
schönen Tag und auf das, was sie sich vorgenommen hatten. Es gab
einen besonderen Grund warum sich die beiden Schildkrötenkinder
trafen. Elise ruhte sich kurz aus, dann bereiteten sie sich
auf ihren Start vor. Etwas strecken und dehnen, tief ein- und
ausatmen, damit ihre Lungen ordentlich mit Sauerstoff versorgt
waren. Die kleinen Schildkröten machten nämlich jedesmal, wenn
sie sich trafen, ein Wettrennen. Noch einmal schnaufen und
pusten und dann krochen sie los, so schnell sie konnten, denn
sie hatten auch ein bestimmtes Ziel. Am Fluss entlang, an den
schönen Wiesen vorbei, in den Wald hinein. Dort stand ihr Baum.
Es war ein ganz besonderer Baum. Sie nannten ihn Zauberbaum.
Das war ihr Ziel, um ihre Schnelligkeit zu testen. Auf dieses
Ziel freuten sie sich ganz besonders. Sie krochen sehr schnell,
immer schneller und schneller wurden sie. Sie atmeten ein und
pusteten aus. Immer schneller und immer schneller. Sie
wunderten sich selbst wie schnell sie jedesmal waren. Es war ja
nicht einfach mit dem Panzer auf dem Rücken. Oder den Kopf
gleichmäßig hoch zu halten. Die kurzen fleischigen Arme und
Beine bewegten sich so flink, dass es ganz leicht aussah. Mit
dieser Leichtigkeit schafften die beiden Schildkrötenkinder
diesen langen Weg ohne Pause. Bis zu ihrem Zauberbaum. Es war
ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Beide kamen gleichzeitig an. Ihre ganze
Kraft hatten sie in das Rennen gesteckt, so wie sie es immer
taten. Müde aber glücklich standen sie nun unter ihrem
Zauberbaum. Die dicken Wurzeln hatten sich auf dem weichen
Waldboden ausgebreitet. Dichtes Moos hatte sich wie Teppich über
die Wurzeln gelegt. Alles war fest miteinander verwachsen. Dort
legten sie sich hin, es war wunderschön weich und es roch so
gut, dass sie ihre kleinen Stupsnasen immer wieder in den
weichen Waldboden steckten. Jetzt hatten sie genug Zeit sich
auszuruhen. Sie erzählten sich Neuigkeiten und freuten sich,
dass sie zusammen sein konnten. Nach kurzer Zeit wurden sie müde
und ohne dass sie es wollten schliefen sie ein. Die
Sonnenstrahlen, die durch die Äste, Zweige und Blätter auf ihre
kleinen Köpfe fielen, hatten sie geweckt. Wie lange hatten sie
wohl geschlafen. Ihr Zauberbaum war durchzogen mit
Sonnenstrahlen. Es funkelte an jedem Blatt Und der leise Wind
brachte die Blätter zum tanzen. Sie tanzten zu einer kleinen
Melodie die Tilda und Elise jedesmal hörten wenn sie alleine
hier im Wald waren. Beide lauschten und beobachteten die
Sonnenstrahlen wie sie mit den Blättern spielten. Dann sahen
die beiden Schildkrötenkinder sie wieder. Ihre glitzernde
Blätterstadt und die kleine Fee, mit dem glitzernden
Blätterkleid. Gespannt hatten sie schon darauf gewartet. In der
Blätterstadt war viel Trubel und Bewegung. Die kleine Fee tanzte
mit dem Wind zu der Melodie, die sie ganz zart hörten. Es war
jedesmal ein kleines Schauspiel. Am Liebsten wären Tilda und
Elise hinauf geklettert, oder hätten gerufen: „He, kleine Fee!“,
aber sie blieben ganz leise und lauschten um niemanden zu
stören. Es war sonst niemand im Wald und so konnten sie ganz
fasziniert das Zauberspiel in ihrem Baum genießen und
beobachten. Sie vergaßen die Zeit und sahen nur ihre glitzernde
Stadt und die tanzende Fee. Irgendwann zogen sich die
Sonnenstrahlen und der leise Wind zurück. Die kleine Fee hörte
auf zu tanzen. Ohne sich zu verabschieden war sie plötzlich
verschwunden. In der Blätterstadt bewegte sich nichts mehr und
der Zauberbaum schien zu schlafen. Sie sahen noch eine ganze
Weile hinauf, doch ihr Baum schlief. Das war das Zeichen für
die beiden Schildkrötenkinder, sich von ihrem Zauberbaum zu
verabschieden. Tilda begleitete ihre Freundin Elise wieder
bis zu der Stelle, wo Elise den Fluß am Besten durchschwimmen
konnte. Aber auf dem Rückweg machten sie kein Wettrennen
mehr. Sie krochen ruhig nebeneinander her, denn sie hatten sich
noch Einiges zu erzählen. Zum Abschied sang Elise für Tilda die
neuesten Schildkrötenlieder.
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